Niedrigzinspolitik

Welche Auswirkungen haben niedrige Zinsen?

Startseite > Glossar > Niedrigzinspolitik

Das Wichtigste in Kürze
  • Erklärung: Bei der Niedrigzinspolitik werden die Leitzinsen durch die Zentralbanken auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt, wie beispielsweise nach der Finanzkrise im Jahr 2008.

  • Auswirkungen: Die Niedrigzinspolitik lässt Sparzinsen, jedoch auch Kreditzinsen sinken. Investitionen und Anlagen am Kapitalmarkt werden dadurch attraktiver als das Sparen.

  • Gründe: Durch die niedrigen Zinsen wird sich eine gesteigerte Nachfrage nach Unternehmens- und Privatkrediten erhofft, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Was bedeutet Niedrigzinspolitik?

Niedrigzinspolitik bezeichnet eine geldpolitische Strategie, bei der Zentralbanken die Leitzinsen auf ein sehr niedriges Niveau senken oder dort belassen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Diese Politik wird häufig in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sowie bei ausbleibendem oder rückläufigem Wirtschaftswachstum angewendet.

In Österreich orientiert sich das Zinsniveau an den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB betrieb in den letzten Jahren eine Niedrigzinspolitik, bis sie im Jahr 2022 erstmals nach elf Jahren die Leitzinsen wieder Schritt für Schritt anhob, um der Inflation entgegenzuwirken und die Wirtschaft anzukurbeln.

Gründe für die Niedrigzinspolitik

Eine Niedrigzinspolitik kann mehrere Gründe beziehungsweise Ziele haben. Die sechs Hauptgründe für niedrige Zinsen sind:

  • Ankurbelung von Investitionen: Niedrige Zinsen machen Kredite günstiger, was Unternehmen und Privatpersonen dazu ermutigt, mehr zu investieren und zu konsumieren.
  • Stimulierung des Konsums: Günstige Kredite und niedrigere Zinskosten für bestehende Darlehen können den Konsum der Haushalte steigern.
  • Bekämpfung von Deflation: Niedrigzinsen werden genutzt, um zu verhindern, dass Preise fallen, was zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit führen kann.
  • Erhöhung der Geldmenge: Durch die Senkung der Zinsen wird die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf erhöht, was zu mehr Liquidität führt.
  • Schuldenabbau erleichtern: Geringere Zinsen machen es einfacher, bestehende Schulden zu refinanzieren und zu bedienen. Sowohl für Staaten als auch für Privatpersonen und Unternehmen werden Zinszahlungen auf bestehende Schulden reduziert, was ihnen mehr finanziellen Spielraum gibt.
  • Unterstützung der Arbeitsmärkte: Durch die Förderung von Investitionen und Konsum können Unternehmen wachsen und mehr Arbeitsplätze schaffen.

Die Gründe für die niedrigen Zinsen der EZB gingen auf die Finanzkrise 2008 zurück, die im europäischen Währungsraum ab 2010 nahtlos in die Staatsschuldenkrise überging. Die Verschuldungen der Staaten Griechenland, Spanien, Portugal und Irland stiegen rasant an und ihre Möglichkeiten der Kreditbeschaffung gingen zurück.

Verschiedene Rettungsschirme wurden ins Leben gerufen, die die überschuldeten Staaten mit Krediten und Bürgschaften versorgen sollten, damit diese zahlungsfähig blieben. Besonders Griechenland hatte große Probleme bei der Bedienung der fälligen Kreditraten.

Um die Staaten des Euroraums zu entlasten und die lokalen Wirtschaftssysteme zu stimulieren, startete die EZB im März 2015 mehrere umfassende Anleihenkaufprogramme. Dies führte in der Konsequenz dazu, dass der Leitzins schrittweise auf 0,00 % gesenkt wurde. Dieser Zinssatz blieb bis Juli 2022. Nach dem Stopp der Anleihenkäufe erhöhte die EZB ihren Zinssatz, um der hohen Inflation entgegenwirken zu können.

Folgen einer Niedrigzinspolitik für Sparer und Wirtschaft

Eine Niedrigzinspolitik kann eine Reihe von positiven, aber auch negativen Folgen für eine Volkswirtschaft haben. Die Auswirkungen betreffen verschiedene Bereiche, darunter die Finanzmärkte, das Konsumverhalten und langfristig auch die wirtschaftliche Stabilität. Hier sind die wichtigsten Folgen:

Positive Folgen:

  • Erhöhtes Investitionsaufkommen am Kapitalmarkt.
  • Erhöhter Erwerb von Eigentum.
  • Gesteigerter privater Konsum.
  • Schaffung von Arbeitsplätzen.

Negative Folgen:

  • Sparen mit Tagesgeld und Festgeld wird weniger attraktiv.
  • Der Immobilienmarkt wird in die Höhe getrieben (Immobilienblase).
  • Steigende Inflation.
  • Risiko der Überschuldung.

Der Einlagenzins, einer der Leitzinsen der EZB, stellt die Orientierungsmarke für Zinsen heimischer Banken dar. Ist dieser besonders niedrig, bieten heimische Banken lediglich geringe Zinsen auf Spareinlagen an. Als eine Folge niedriger Zinsen in Österreich werden weniger Geldanlagen im Inland getätigt. Sparerinnen und Sparer transferieren ihr Kapital bevorzugt ins Ausland, investieren in Sachwerte oder an der Börse, da dort attraktivere Konditionen geboten werden. Dadurch sinkt die Nachfrage nach dem Euro und ein sinkender Wechselkurs ist die Folge.

Zudem hat ein niedriges allgemeines Zinsniveau eine günstige Kapitalbeschaffung zur Folge. Privatpersonen und Unternehmen können sich besonders günstig Geld bei Banken leihen. Dadurch werden mehr Investitionen getätigt, beispielsweise durch den Erwerb von Eigentum, denn diese können sich bei einem niedrigen Kapitalmarktzins besonders rechnen. Jedoch wird die Inflation durch eine Niedrigzinspolitik in die Höhe getrieben, was eine steigende Entwertung des Geldes und weiterführend steigende Preise zur Folge hat.

Aktuell ist das Zinsniveau weiterhin attraktiv für Sparer. Bei WeltSparen können bis zu 3,50 % Zinsen p. a. erzielt werden. Sparer können Tagesgeld und Festgeld in Österreich und im EU-Ausland anlegen. Alle Angebote von WeltSparen unterliegen der EU-weiten Einlagensicherung, die Einlagen bis zu 100.000 € pro Person und Bank absichert.