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Definition: Einfach erklärt handelt es sich beim Leverage-Effekt um einen Hebel zur Verstärkung der Rentabilität eines Unternehmens durch den Einsatz von Fremdkapital.
Berechnung: Zur Ermittlung des Leverage-Effekts kann eine Formel genutzt werden, bei der unter anderem die Faktoren Gesamtkapitalrendite und Fremdkapitalzinsen eine Rolle spielen.
Auswirkungen: Der Leverage-Effekt bietet Unternehmen die Chance, ihre Eigenkapitalrentabilität zu steigern, birgt gleichzeitig jedoch auch das Risiko von Verlusten.
Der Leverage-Effekt (englisch: financial leverage effect), auch Hebeleffekt genannt, ist ein Begriff aus der Finanzwirtschaft, der die Auswirkungen einer Fremdfinanzierung auf die Rentabilität eines Unternehmens oder einer Investition beschreibt. Durch die Nutzung von Fremdkapital kann eine Firma ihre Eigenkapitalrentabilität steigern, indem sie die Gesamtkapitalrentabilität erhöht. Dies geschieht dadurch, dass das Unternehmen durch den Einsatz von Fremdkapital einen finanziellen Hebel nutzt, um eine höhere Rendite zu erzielen, als es mit reinem Eigenkapital möglich wäre.
Beim Leverage-Effekt gilt: Der Effekt kann umso größer ausfallen, je höher die Summe des geliehenen Geldes ist. Durch die Hebelwirkung können bereits kleine Kurs- oder Zinsbewegungen bei Vermögenswerten zu proportional größeren Gewinnen, allerdings auch zu Verlusten führen. Denn während die Hebelwirkung die potenzielle Rendite erhöhen kann, wird gleichzeitig das Risiko erhöht, da Verluste ebenfalls gehebelt werden können.
Zur Berechnung der Eigenkapitalrendite (rEK), die den Leverage-Effekt berücksichtigt, kann folgende Formel Anwendung finden:
rEK = rGK + FK / EK x (rGK - i)
Dabei beziehen sich die einzelnen Bestandteile der Formel zum Leverage-Effekt auf die folgenden Variablen:
rEK = Eigenkapitalrendite (Return on Equity)
rGK= Gesamtkapitalrendite (Return on Investment)
FK = Fremdkapital
EK = Eigenkapital
i = Fremdkapitalzinssatz
In der Formel wird der Einfluss des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrendite berücksichtigt. Sie zeigt somit, wie sich der Leverage-Effekt auf die Rendite des Eigenkapitals auswirkt. Die Formel ermöglicht es damit, die finanzielle Hebelwirkung eines Unternehmens oder einer Investition einzuordnen und ihre Rentabilität genauer zu analysieren.
Wie der Hebel konkret wirkt, hängt von verschiedenen Faktoren, wie der Höhe des Fremdkapitals oder der Rentabilität der Investitionen ab. Der Leverage-Effekt kann neutral, positiv oder negativ ausfallen und hat entsprechende Auswirkungen auf die Rentabilität eines Unternehmens.
Neutraler Leverage-Effekt: Ein neutraler Leverage-Effekt tritt auf, wenn die Verwendung von Fremdkapital keine Auswirkungen auf die Rendite für die Eigenkapitalgeber hat. Dies kann passieren, wenn die Eigenkapital- beziehungsweise Gesamtkapitalrendite genau dem Fremdkapitalzins entspricht. In diesem Fall bleibt die Rentabilität des Unternehmens unverändert, unabhängig davon, ob Fremdkapital verwendet wird oder nicht.
Positiver Leverage-Effekt: In einem positiven Szenario ist die Gesamtkapitalrendite höher als der Fremdkapitalzins. Das Unternehmen kann in diesem Fall von der Hebelwirkung profitieren und eine höhere Eigenkapitalrendite erzielen, was zu einer Steigerung der Rentabilität führt.Negativer Leverage-Effekt: Im Vergleich dazu kann die Verwendung von Fremdkapital auch zu einem negativen Leverage-Effekt führen. Dies geschieht, wenn die Gesamtkapitalrendite niedriger ist als der Fremdkapitalzins. Infolgedessen kann die Hebelwirkung die Eigenkapitalrendite verringern und die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigen, da die Zinszahlungen das Eigenkapital belasten und zu einer Verschuldung führen können.
Um die Auswirkungen des Leverage-Effektes zu verdeutlichen, zeigt ein Beispiel zunächst die Vermögensbilanz eines Unternehmens, das sich vollständig aus Eigenkapital finanziert. Mit einem angenommenen Anlagevermögen von 3.000.000 € und ohne Hebeleffekt, sieht die Bilanz des Unternehmens folgendermaßen aus:
Aktiva
Anlagevermögen: 3.000.000 €
Passiva
Eigenkapital: 3.000.000 €
Weiterhin wird im Beispiel ohne Hebeleffekt angenommen, dass das Unternehmen einen Gewinn von 250.000 € pro Jahr macht (abzüglich Steuern). Daraus ergibt sich folgende Berechnung der Eigenkapitalrendite:
Eigenkapitalrendite = (Gewinn / Eigenkapital) x 100
(250.000 € / 3.000.000 €) x 100 = 8,33 %
Im Vergleich dazu zeigt ein Beispiel mit Hebeleffekt, wie sich der Leverage-Effekt auf die Bilanz und die Rentabilität auswirken kann. Voraussetzungen, damit der Leverage-Effekt genutzt werden kann, sind beispielsweise, dass das Unternehmen Gewinne erzielt und dass die Gesamtkapitalrentabilität höher als die Fremdkapitalkosten sind.
Unter der Annahme, dass das Unternehmen die Möglichkeit hat, Fremdkapital zu attraktiven Konditionen aufzunehmen, wird in diesem Beispiel davon ausgegangen, dass sich das Unternehmen zur Hälfte durch einen Kredit fremdfinanziert. Der Fremdkapitalzinssatz beträgt 5,00 %.
Aktiva
Anlagevermögen: 3.000.000 €
Passiva
Eigenkapital: 1.500.000 €
Fremdkapital: 1.500.000 €
Der jährliche Gewinn von 250.000 € reduziert sich aufgrund der Fremdkapitalzinsen um 75.000 € auf 175.000 €.
Da sich das Eigenkapital um die Hälfte auf 1.500.000 € reduziert hat, sieht die Formel für die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität nach dem Leverage-Effekt wie folgt aus:
Eigenkapitalrendite = (Gewinn / Eigenkapital) x 100
(175.000 € / 1.500.000 €) x 100 = 11,66 %
Die Eigenkapitalrentabilität erhöht sich durch das eingesetzte Fremdkapital von 8,33 % auf 11,66 %. Das Fremdkapital hebelt somit die Eigenkapitalrendite nach oben und es entsteht ein positiver Leverage-Effekt.
Der Leverage-Effekt bietet Unternehmen die Chance, ihre Rentabilität zu steigern und ihr Wachstum zu beschleunigen, indem sie Fremdkapital nutzen. Dies ermöglicht es ihnen, beispielsweise neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen, Mitarbeiter einzustellen oder die Marktpräsenz auszubauen. Allerdings birgt der Leverage-Effekt auch Risiken: Eine Verschuldung kann zum Beispiel das finanzielle Risiko erhöhen und im Falle eines negativen Hebeleffekts sind hohe Verluste möglich. Die Vor- und Nachteile des Leverage-Effektes im Überblick:
Mögliche Vorteile
Mögliche Nachteile
Die Chancen und Risiken können beispielsweise durch das Risikomanagement des Unternehmens abgewogen und kontrolliert werden. Ob die Nutzung des Leverage-Effekts für ein Unternehmen sinnvoll ist oder nicht, ist nicht pauschal zu beantworten. Es kann von Vorteil sein, Chancen, Risiken und Grenzen des Leverage-Effekts vorab zu prüfen.
Beispielsweise durch den Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten, wie Optionen oder Futures, ist es auch für Privatanlegende möglich, vom Leverage-Effekt zu profitieren. Anlegerinnen und Anleger können dabei von Preisbewegungen in verschiedenen Märkten profitieren, ohne den zugrundeliegenden Vermögenswert tatsächlich zu besitzen. Die Hebelwirkung bei Derivaten kann dazu beitragen, die potenziellen Renditen zu maximieren, birgt jedoch auch ein erhöhtes Risiko von Verlusten.
Für Sparerinnen und Sparer, die eher eine geringere Risikobereitschaft besitzen, kann sich die Geldanlage in Tagesgeld oder Festgeld lohnen. WeltSparen ermöglicht es, auf verschiedene Angebote in Europa zuzugreifen.