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EZB: Die Europäische Zentralbank (EZB) legt die Leitzinsen eigenmächtig fest. Ziel ist es, die Inflation und Preise stabil zu halten sowie den Aufschwung der Wirtschaft zu gewährleisten.
Leitzinsen: Für den Euroraum legt die EZB insgesamt drei verschiedene Zinssätze fest – den Einlagenzins oder Einlagensatz (3,25 %), den Hauptrefinanzierungssatz (3,40 %) und den Spitzenrefinanzierungssatz (3,65 %) (Stand: 11.2024).
Sparzinsen: Die Höhe des Einlagenzinses der EZB wirkt sich auf die Sparzinsen österreichischer Banken aus. Je höher der Leitzins, desto höher sind in der Regel die Zinsen für Festgeld und Tagesgeld.
Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main hat zwei Aufgaben: Sie soll gewährleisten, dass die Wirtschaft der EU-Länder stabil bleibt, sowie die Inflation der Eurozone kontrollieren und damit verhindern, dass die Preise zu stark schwanken (Inflationsrate). Die EZB kann mit dem Leitzins das allgemeine Zinsniveau beeinflussen und so auf Preise und die Konjunkturentwicklung einwirken. Niedrige Zinsen können die Wirtschaft ankurbeln, hohe Zinsen bremsen sie meist ein.
Für Sparer sind hohe Leitzinsen der EZB von Vorteil, um mit Festgeld oder Tagesgeld attraktive Zinsen erzielen zu können. Für einen Bau- oder Wohnkredit sind niedrige Zinsen von Vorteil. Deshalb ist die Höhe der Zinssätze ein wichtiges geldpolitisches Mittel der EZB, um die Wirtschaft und Inflation im Euroraum stabil zu halten beziehungsweise zu beeinflussen.
Sind die Leitzinsen der EZB niedrig, können sich Banken günstig Geld bei der Zentralbank leihen. Dadurch werden auch für Unternehmen Kredite günstiger, wodurch sie mehr investieren. Gleichzeitig sind die Sparzinsen eher niedrig, was Privatpersonen dazu anregt, das Geld direkt auszugeben statt zu sparen. So geben Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt mehr Geld aus, was die Wirtschaft ankurbelt. Hohe Zinsen haben den gegenteiligen Effekt.
Die Höhe der Leitzinsen wirkt sich auf das allgemeine Preisniveau aus. Bei niedrigen Zinsen leihen sich Banken mehr Geld von der EZB, wodurch automatisch mehr Geld in Umlauf ist. Je mehr Geld zur Verfügung steht, desto stärker verliert es an Wert. Dadurch steigen die Preise und die Inflation nimmt zu. Um den Wertverlust des Geldes einzudämmen, kann die EZB die Leitzinsen anheben. Dadurch wird die Konjunktur eingebremst und die Preise können sich stabilisieren.
Häufig ist von „dem Leitzins der EZB“ die Rede. Damit war lange Zeit der Hauptrefinanzierungssatz gemeint, zu dem sich Banken von der EZB Geld leihen können. Mittlerweile hat sich der Fokus auf den Einlagenzins verschoben. Nach Angaben der EZB ist dieser nun maßgeblich für den geldpolitischen Kurs. Tatsächlich legt die Europäische Zentralbank insgesamt drei verschiedene Leitzinsen fest, um ihr geldpolitisches Ziel – die Preisstabilität im Euroraum – zu erfüllen. Die letzte Entscheidung über die Höhe der Leitzinsen fiel im Oktober 2024. Dabei wurde beschlossen, die Leitzinsen ein drittes Mal zu senken. Die aktuellen Leitzinsen der EZB sind (Stand: 11.2024):
Der Einlagenzins beziehungsweise Einlagensatz oder auch Einlagefazilität ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken kurzfristig bis zum nächsten Tag Geld bei der EZB anlegen können. Geld wird demnach über Nacht (Overnight Money) bei der Europäischen Zentralbank geparkt, um damit Erträge zu erzielen, bis es am nächsten Tag wieder genutzt wird. Mit diesem Zins möchte die Europäische Zentralbank vermeiden, dass Liquiditätsüberschüsse nicht genutzt werden.
Banken können zudem ihr Geld bei anderen Geschäftsbanken als der EZB parken. Diese sind dann dazu verpflichtet, mindestens den Zinssatz der EZB zu bieten. Somit stellt der Zinssatz für diese Fazilität die Untergrenze der Tagesgeldzinsen zwischen Geschäftsbanken dar. Des Weiteren ist der Einlagezins zur Zeit der Zinssatz, an dem sich das allgemeine Zinsniveau für Sparzinsen orientiert. Nach Angaben der EZB ist der Zins richtungsweisend für den geldpolitischen Kurs.
Der Hauptrefinanzierungszinssatz ist der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können. Denn um Mittel zur Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen bereitzustellen, ist es für Banken ebenfalls notwendig, sich zu refinanzieren. Das dafür nötige Geld können die Banken von der EZB erhalten. Rund 75,00 % des gesamten Refinanzierungsvolumens nehmen Banken über die EZB vor.
Angesichts dieser Größenordnung kann die EZB über den Hauptrefinanzierungssatz indirekt den Geld- und Kapitalmarkt beeinflussen. Senkt die EZB den Zinssatz, können sich Banken in der Regel günstiger refinanzieren. Kostenvorteile werden an die Kundinnen und Kunden weitergegeben. Die Folge: Unternehmen und Privatpersonen nehmen Kredite zu besseren Konditionen auf. Erhöht die EZB den Leitzins hingegen, steigen auch die Zinsen für Kredite.
Hinweis: War bisher der Hauptrefinanzierungssatz der Hauptleitzins der EZB, an dem sich die Geldpolitik orientierte, rückte dieser in letzter Zeit in den Hintergrund. Ist in aktuellen Nachrichten rund um die Leitzinsen der EZB die Rede von „dem Leitzins”, ist aktuell der Einlagenzins gemeint.
Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der dritte Leitzins der EZB. Er markiert die Obergrenze des Zinskorridors, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Hauptsächlich dient die Spitzenrefinanzierung dazu, kurzfristig Kredite für die Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Übernachtkredite, die bereits am nächsten Tag wieder fällig werden. Mit der Spitzenrefinanzierung werden kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert, da sie sich jederzeit Kapital bei der EZB besorgen können.
Der Spitzenrefinanzierungssatz wird aber auch von der EZB genutzt, um ihre Zinspolitik am Markt durchzusetzen. Damit sich Banken kurzfristig bei anderen Banken Geld leihen, haben die Zinsen auf dem Interbankenmarkt niedriger zu sein als der von der EZB festgelegte Leitzins. Ansonsten würde sich das Kreditgeschäft zwischen den Banken nicht lohnen. Senkt die EZB den Zinssatz, sind die Banken ebenfalls am Zug, ihre Zinsen für Übernachtkredite zu senken – bei einem Anstieg können Geschäftsbanken höhere Zinsen verlangen.
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Der EZB-Rat legt die Leitzinsen nach eigenem Ermessen fest. Denn mit der Höhe der Leitzinsen verfolgt die Zentralbank bestimmte Ziele, wie den Aufschwung der Wirtschaft oder stabile Preise. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, hebt oder senkt der EZB-Rat die Zinsen beziehungsweise behält das aktuelle Niveau bei. Die Zinsentscheidungen werden in entsprechenden Zinsmeetings des EZB-Rates getroffen und an vorgegebenen Terminen bekannt gegeben.
Am 06.06.2024 erfolgte die erste Zinssenkung seit Mitte Juli 2022. Alle Leitzinssätze wurden um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im September 2024 folgte eine weitere Zinssenkung um bis zu 0,6 Prozentpunkte. Kurz darauf wurden die Zinsen im Oktober um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die nächsten Termine zur Bekanntgabe der Zinsentscheide sind:
Wie sich die Leitzinsen in Zukunft entwickeln werden, kann nicht genau vorhergesagt werden. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, wurde im Juni 2024 eine erste kleine Zinssenkung im Euroraum vorgenommen. Die erneute Senkung der Zinsen im September und Oktober soll ebenfalls positive Wachstumsimpulse senden. Experten gehen davon aus, dass noch weitere Zinssenkungsschritte bis Ende des Jahres folgen könnten.
Das hängt neben dem Wirtschaftswachstum in der EU zudem von den amerikanischen Leitzinsen der Fed (Federal Reserve, zentrale Notenbank der USA) ab. Auf deren Zinsentscheid blickte die ganze Welt, da sie eine hohe Auswirkung auf den Kapitalmarkt haben kann. Der Zinsentscheid der Fed erfolgte am 18.09.2024. Dabei wurde eine Senkung der Zinsen um 0,50 % bekannt gegeben. Die EZB reagierte darauf mit einer weiteren Zinssenkung im Oktober. Ob bis Ende 2024 eine weitere Zinssenkung beschlossen wird, bleibt abzuwarten.